Vorbildgetreue Fahrmodelle II

BUGSIER 3

Der Hafenschlepper BUGSIER 3 von der Fa. Graupner ist gewissermaßen der Klassiker unter den Modellschleppern, über viele Jahre hinweg. Ohne zu übertreiben, Generationen von Schiffsmodellbauern haben dieses anspruchsvolle und schöne Modell gebaut. Selbst wenn es heute modernere Schlepper für jede Aufgabe gibt, so die Flußschlepper, Hochseeschlepper oder auch die Bohrinselversorger, z.T. mit Spezialantrieben wie Voith-Schneider-Propeller oder Schottelantrieb, die BUGSIER bleibt der Klassiker auch mit ganz normalem Schraubenantrieb und Flächenruder. Der Klassiker brilliert mit vielen schönen Details, für deren Anfertigung nicht nur handwerkliches Geschick sondern auch viel Ausdauer gefordert sind. Mein Modellbaufreund Horst Golchert aus Crimmitschau half mir vor allem bei der Realisierung der Details. Das dem Baukasten beiliegende Beiboot aus tiefgezogenem ABS mit Persenning ersetzte er durch ein offenes, geklinkertes Beiboot mit Riemen und einem funktionsfähigen Davit. Die vorschriftsmäßige Beleuchtung der BUGSIER war da ebenfalls selbstverständlich. Gerade bei einem Schleppermodell sind die richtigen Lichter für die jeweiligen Fahrzustände wichtig. Die BUGSIER sollte man mit einem Bleiakku ausrüsten, der den ohnehin erforderlich  Ballast ersetzt, den man ansonsten nachrüsten muss. Auf jeden Fall muß das Modell so schwer sein, dass es bis zum vorgesehenen Wasserpass eintaucht. Selbst dann sollten scharf und schnell gefahrene Kurven mit Vorsicht angegangen werden, damit das Modell nicht kentert oder das Deckshaus ins Wasser fällt, es sei denn man hat es gut gesichert. Mit anderen Worten, das Modell ist topplastig. Das ist eine Eigenschaft, die sich aus dem hohen Aufbau ergibt und das Gesamtbild des schönen Modells nicht trübt.

Fischkutter SAPHIR

Den Fischkutter HD 560 mit Heckaufschleppe entdeckte ich Ende der 60-er Jahre auf der Leipziger Frühjahrsmesse und das Modell gefiel mir sofort. Es war Liebe auf den ersten Blick, wenn auch die Realisierung als Modell dann noch Jahre dauerte. Vom Typ HD 560 wurden 6 Exemplare auf der Schiffswerft in Roßlau gebaut und alle nach Dänemark verkauft. Alle Schiffe erhielten Namen von Edelsteinen. Das Typschiff war die DIAMANT. Glücklicherweise gab mir die Werft die Zeichnungsunterlagen des Typs HD 560 (Generalplan und Spantenriss) für den Modellnachbau und für Veröffentlichungen frei. Ich konnte dann Jahre später meinen Freund H. Golchert aus Crimmitschau für das Modell begeistern, so dass er einen großen Teil des Aufbaus übernahm. Am Ende standen dann zwei Modelle mit Namen SAPHIR auf dem Tisch. Bei dem Typ HD 560 handelt es sich um einen Trawler/Kutter mit Heckaufschleppe. Ein für die damalige Zeit gewissermaßen revolutionierendes Fangverfahren, löste es doch die körperlich anstrengende Arbeit des Fangeinholens über die seitliche Bordwand (Seitenfänger) ab. Beim Heckfänger wird das Netz und der gefüllte Steert durch die Netzwinde über die Heckaufschleppe eingeholt und der Steert an Deck geleert. Diese Idee setzte sich in der Folgezeit bei allen Neubauten für die Schleppnetzfischerei durch.

Fischkutter JULE II

Die JULE ist ein typischer Krabbenkutter, wie er noch heute in der Nord- und Ostsee fährt. Die Firma aeronaut brachte dafür den Baukasten heraus. Für die JULE gibt es kein direktes Vorbild, trotzdem ist das fertige Modell auch ob seiner filigranen Details schön anzusehen. Mit 820mm Länge und 253mm Breite handelt es sich um ein recht voluminöses Modell, das zum Erreichen der Schwimmwasserlinie einiges an Zusatzballast erfordert. Aus den Abmessungen des Modells kann man ablesen, dass es sich um ein langsames Verdrängerschiff handelt. Bei dem Versuch schnell zu fahren, baut sich ein gehöriges Wellensystem (Bug- und Heckwelle) auf, aber dabei wird das Modell nicht schneller. Das Modell ist als Knickspanter mit Doppelknick aufgebaut. Allerdings bereitete die Konstruktion insofern Probleme, dass durch die quer ausgerichteten Längsspanten nur kleine Klebeflächen entstanden. Beim Zuladen des Ballastes lösten sich dann die Klebestellen großflächig und ich musste das gesamte Modell innen komplett mit Glasseide und Epoxidharz auskleiden. Nur so konnte die erforderlich Dichtigkeit und Festigkeit ereicht werden, um das Modell schwimmfähig und dicht zu machen. Es sollte ja nicht als Standmodell auf der Vitrine stehen.

Die beiden Schleppnetze sind an der Unterseite der Netzöffnungen mit Zusatzgewichten beschwert, damit sie sicher über den Grund gezogen werden. Schwenkt nun ein Netz aus, um es zu Wasser zu lassen und das andere Netz bleibt am Mast, so erhält das Modell trotz seiner bauchigen Form deutlich Schlagseite. Guter Rat: Immer beide Netze synchron absenken. Bei der Zuladefähigkeit des Modells gehört es fast schon zum guten Ton, dass das Modell eine komplette Beleuchtung und zwei Winden für das Absenken der Netze erhält. Wer es ganz gut machen will, kann dann noch das Rüttelsieb und die Waschtrommel für die Krabben funktionsfähig machen. Natürlich als Modell.

Freizeitboot DIVA - ein Anfängermodell

Das Modell DIVA von aeronaut ist ein einfaches Modell komplett in Holzbauweise. Also fragte ich meine Enkelin: "Wollen wir das Modell gemeinsam bauen und fahren lassen?" Kurze Antwort:"Ja."

Damit war die Beschäftigung für zwei Wochen im Sommer 2015 gesichert und der Opa konnte die Enkelin am Beispiel des Modell bauens in die Grundlagen des Arbeitsschutzes (Kleidung, Werkzeuggebrauch, Maschinenbenutzung u.a.) einweisen. Die Arbeit wurde an keinem Tage langweilig und am Ende der zwei Wochen fuhr die Enkelin ganz stolz ihr erstes selbst gebautes Modell. Zwei Wochen nicht am Stück. Zum Modell bauen gehörten auch Besuche im Freibad, Spaziergänge und andere Freizeitaktivitäten.

Das Modell selbst ist außer der einfachen Bauweise für Anfänger auch dadurch gekennzeichnet, dass der Innenraum durch die abnehmbare Kajüte und der Plicht einen sehr gut zugänglichen Innenraum aufweist. Das erleichtert die Handhabung des Modells erheblich. Dem Baukasten liegt ein kleiner Antriebsmotor der 380-er Klasse bei. Um ansprechende Fahrleistungen zu erhalten, wurde er durch einen größeren Motor (500-er) ersetzt und der Propeller neu angepasst.

Freizeitboot MARINA

Die MARINA (aeronaut) reizte mich wegen der modernen Gestaltung und wegen das Antriebs mit Außenbordmotor. Dass es für die MARINA kein direktes großes Vorbild gibt, war der Sache nicht abträglich. Um es kurz zu machen, die Holzbauweise und die moderne Gestaltung des Modells ergänzten sich gewissermaßen. Die großen Holzflächen aus Mahagonifurnier sahen nach der Lackierung beeindruckend schön aus. Mit dem Außenbordaggregat "aqua race 60" (mit BL Innenläufer 2836-2500) und 2s/4000mAh-LiPo erreicht die MARINA vorbildgerechte Fahrleistungen. Beim Betrachten der Bilder sieht das Modell allerdings recht nackt aus. Ein oder zwei maßstäbliche Puppen würden dem Gesamteindruck sicher gut tun, gerade bei einem Modell eines offenen Freizeitbootes.