Modelle der Volksmarine der DDR

Die in diesem Abschnitt beschriebenen Modelle der LTS- und KTS-Boote wurden von mir in der Broschüre: "Die LTS- und KTS-Boote der Volksmarine - Vorbilder und Modelle"

ausführlich in Wort und Bild, einschließlich der Bauzeichnungen dargestellt. Leser die noch mehr über die Modelle erfahren möchten, können dort nachlesen. Modellbaupläne zu einigen der hier vorgestellten Modelle bietet Jürgen Eichardt in sehr guter Qualität an (www.ship-model-today.de).

LTS-Boot 63.3 vom Typ ILTIS

Gilt die Zuneigung schnellen vorbildgetreuen Modellen, so hat man mit den Torpedoschnellbooten der ehemaligen Volksmarine der DDR vielfältige Möglichkeiten, sie zu realisieren. Das Vorbild des hier vorgestellten LTS-Modells (Leichtes Torpedo-Schnellboot) wurde 1963 in Dienst gestellt und lief bis 1975. Es war 14,9m lang und fuhr mit zwei Dieselmotoren (je 12.000 PS) bis zu 52kn, das sind bis zu 96km/h. Diese LTS-Boote galten daher zu Recht als die Schnellsten der südlichen Ostsee. Die Besatzung bestand aus 3 Mann, die bei den Ostseewellen und der Geschwindigkeit dann einiges wegstecken mussten.

Ich besuchte 2004 eine Modellausstellung in Crimmitschau und lernte dort Horst Golchert kennen. Von ihm erwarb ich das nicht mehr ganz neue aber immer noch im guten Zustand befindliche Modell des LTS-Bootes vom Typ ILTIS. Das Modell ist im Maßstab 1:15 gebaut und bietet damit die Voraussetzung für die Installation eines leistungsfähigen Antriebs. Mit zwei Brushlessmotoren Phasor 30-3 und 2x12 NiMH-SubC-Akkus war das Fahren mit dem Modell dann ein richtiges Vergnügen. Das Modell geht mühelos in die Gleitphase, fährt kurs- und kurvenstabil, wie das große Vorbild. Der Rumpf dieses Modells ist noch mit Sperrholz auf Spanten gebaut, aber das sieht man den Fahrbildern nicht an. Ein ausführlicher Beitrag von mir über das Modell ILTIS  erschien in der Zeitschrift SchiffsModell Heft 1/2006.

Generalplan des Modells ILTIS, Quelle: modellbau heute, Heft 2/1976

LTS-Boot Projekt 68.2 vom Typ WIESEL/HYDRA

Das LTS-Boot vom Projekt 68.2 war eine Holzkonstruktion und wurde ab 1964 von der Yachtwerft Berlin hergestellt. Die Holzbauweise brachte in der Praxis einige Probleme, vor allem mit der Festigkeit und der Feuchtigkeitsaufnahme. So mußte der Bootskörper turnusmäßig getrocknet werden. Andererseits bot die Holzbauweise und die yachtartige Konstruktion des Rumpfes ein besseres Seeverhalten. Bei gleicher Maschinenleistung war die Endgeschwindigkeit mit 50kn etwas geringer als die des LTS ILTIS. Allerdings war der Bootstyp variabler einsetzbar, denn er konnte in kurzer Zeit vom dreirohrigen Torpedoboot auf Mannschaftstransport (12 Kampfschwimmer bzw. 24 Mann Stoßtrupp) oder Minenvariante (2x3 Minen oder Wasserbomben auf Ablaufgestellen) umgerüstet werden. Der Rumpf des Modells ist im Maßstab 1:20 in GFK-Bauweise in einer Form entstanden. Angetrieben wird das Modell von zwei Brushlessmotoren und zwei NiMH-Akkus mit je 6 Zellen SubC. Mit der Länge von 85,5cm ist das Modell recht handlich und hat gute Fahreigenschaften.

Ein Original des LTS-Bootes Projekt 68.2 ist im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden ausgestellt. Zur Vorbereitung des Baus meines Modells fuhr ich mit Horst Golchert nach Dresden, um das Original ausgiebig zu inspizieren und zu fotografieren. Die Museumsleitung unterstützt solche Besuche in vorbildlicher Weise. Neben einem guten Modellbauplan sind solche Besichtigungen des Originals und Fotos davon eine ganz wesentliche Hilfe, um das Modell detailgetreu und in guter Qualität bauen zu können. H. Golchert baute sein Modell im Maßstab

1 : 15. Bei der damit ereichten Modellgröße sind dann weitere Möglichkeiten zur Detaillierung und der Realisierung von Funktionen gegeben.

Generalplan Projekt 68.2, Quelle: modellbau heute Heft 9/1979

Modell HYDRA von H. Golchert im Maßstab 1 : 15 in der kombinierten Ausstattungsvarinate mit einem Torpedorohr, der mittleren Sitzreihe für Kampfschwimmer und den Minenabwurfgestellen auf der Backbordseite.

LTS-Boot Projekt 81

Zeitlich etwa parallel zu den Entwicklungen der LTS-Boote 63.3 und 68.2 lief die Entwicklung und Erprobung des Projektes 81. Das Projekt 81 wurde auf der Schiffswerft Roßlau entwickelt, die noch aus der Vorkriegszeit über Erfahrungen mit Tragflügelbooten verfügte. Der Entwurf des Projektes 81 beinhaltete die Merkmale der anderen LTS-Boote, wie zwei Torpedorohre mit dem Torpedoausstoss nach achtern (Laufrichtung der Torpedos in Fahrtrichtung des LTS-Bootes), zwei bzw. drei Mann Besatzung, eine Maschine mit 1200PS aber eben mit einem teilgetauchten Tragflügel im Vorschiff. Das LTS-Boot Projekt 81 erreichte Glattwassergeschwindigkeiten von über 50kn, hatte gute Geradeauslaufeigenschaften, wurde aber dennoch nicht in Serie gebaut. Die Militärs bemängelten, dass nur eine Maschine verwendet würde, die bei Ausfall dem Totalverlust des Bootes entspräche. Den Modellbauer schert das nicht. So baute Horst Golchert zwei Exemplare und wir sind mit dem Modell durchaus zufrieden. Es sieht vorbildgetreu aus und fährt prima.

Generalplan Projekt 81, Quelle: Auszug aus GST-Bauplan von R. Wachs

KTS-Boot Projkekt 131.4 vom Typ LIBELLE

Das KTS-Boot LIBELLE löste die LTS-Boote ILTIS und WIESEL ab. 1974 beginnend wurden 30 Einheiten in Dienst gestellt. Die LIBELLE zeichnet sich durch wesentlich erhöhte Kampfeigenschaften aus. So wurde am Heck eine 23mm Zwillingswaffe für den Eigenschutz montiert. Die Länge betrug 18,9m und die Verdrängung wuchs auf 28t. Drei Maschinen mit je 1.200PS verliehen dem KTS-Boot eine Geschwindigkeit von 48kn, das sind 88,9km/h. Bis See 4 fuhren die Boote diese Geschwindigkeit und waren immer noch die schnellsten Einheiten in der südlichen Ostsee. Die Besatzung wuchs auf 5 Mann, die nautische und funktechnische Ausrüstung wurde erheblich verbessert. Die beiden Minenausstoßrohre neben dem Deckshaus konnten demontiert werden und an dieser Stelle wurden Sitze für Kampfschwimmer befestigt. Der Torpedoausstoß nach achtern blieb erhalten. In meinem Modell, das ich zusammen mit Horst Golchert erbaute, dienen zwei Propeller als Antrieb. Die Bilder lassen erkennen, dass damit beeindruckende Fahrleistungen erreicht werden. In der Vitrine kann dann der dritte Propeller angeschraubt werden, damit es auch hier vorbildgetreu ist.

Generalplan des KTS-Boot LIBELLE, Quelle: modellbau heute, Heft 2/1990

Raketenkorvette Projekt 1241 RÄ mit dem Nato-Code TARANTUL

In der Volksmarine wurde die TARANTUL als Raketenschnellboot bezeichnet, in der Sowjetunion, dem Herstellerland, als kleines Raketenschiff und in der internationalen Klassifizierung ist sie mit der Verdrängung von 420t und 56,1m Länge eine Raketenkorvette. In der Volksmarine wurden ab 1984 fünf Einheiten der TARANTUL-Klasse in Dienst gestellt. Ein Exemplar gelangte nach 1990 über die Bundesrepublik in die USA und wurde von der US-Navy ausgiebig getestet, mit der deutschen Mannschaft. Die Amerikaner waren vor allem von der hohen Geschwindigkeit, die die TARANTUL erreichte, bei glatter See lief sie 51,4kn = 95,2km/h, der Schussleistung der beiden sechsläufigen 35mm-Gatlingkanonen auf dem Deckshaus und der Treffsicherheit sowie Störresistenz der vier mitgeführten Marschflugkörper beeindruckt. Als Verteidigungswaffe im Küstenvorfeld war die TARANTUL folglich eine sehr effektive und vom Gegner bestimmt respektierte Waffe.

Als Modell im Maßstab 1:50 gebaut hat die TARANTUL immer noch die stattliche Länge von 1,12m. Horst Golchert baute in seiner Modellwerft (Garage) zwei Einheiten, so dass die Jungfernfahrt im Herbst 2009 im Verband erfolgen konnte. Die Fahrerprobung ist noch nicht abgeschlossen, das Modell TARANTUL soll noch schneller werden. Ausführlich wird über das Modell in der Zeitschrift SchiffsModell berichtet.

Bei den ersten Fahrversuchen sollte die TARANTUL die vorbildgetreue Modellgeschwindigkeit erreichen, aber auch rückwärts manövrieren können. Daher erhielt sie als Erstausrüstung zwei Fahrakkus Typ NiMH 4000mAh/8,4V, zwei Bürstenmotoren Typ Speed 600 BB 7,2V, zwei 40A-Fahrtregler für Vor- und Rückwärtsfahrt und zwei fünfflüglige Metallpropeller vom Typ

Raboesch C-2 mit 45mm Durchmesser. Die Bilder lassen erkennen, dass das gestellte Ziel damit ereicht wurde. 

Für mehr Speed und Action wurde über den Winter ein stärkerer Antrieb eingebaut. Die Fahrakkus blieben, als Motore kamen zwei BL-Innenläufer B36-56-06 (Sortiment Conrad mit den Daten 1800rpm/V, Durchmesser 36mm, Länge 56mm, Welle 5mm, Gewicht 250g, Laststrom 53A), zwei 60A-BL-Fahrtregler mit Optokoppler  und die PropShop-Propeller V 1720 mit 43mm Durchmesser und 51mm Steigung für Links- und Rechtslauf zur Anwendung. Wie die folgenden Bilder erkennen lassen, gelangt das Modell mit dieser Ausrüstung fast in den Zustand des Halbgleitens. Das mag vielleicht einem Geschwindigkeitsfan gefallen, ist dann aber nicht mehr vorbildgetreu. Für den normalen Fahrbetrieb ist daher die Erstausrüstung mit den Bürstenmotoren die preiswertere und empfehlenswerte Variante.

Generalplan der TARANTUL, Quelle: Dr. G. Miel: Die RS-Boote der Volksmarine, Neckar-Verlag

DDR-Wachschiff vom Typ TÜMMLER

Modell der TÜMMLER, Länge: 0,72m

Die TÜMMLER gehörten zu den Reedeschutzbooten der DDR, heute würde man sagen: Küstenschutzboote. Sie wurden ab 1953 in Dienst gestellt und liefen bis 1963. Ihr Aufgabe bestand in der Kontrolle des Küstenvorfeldes und der Hafenzufahrten. Für diese Aufgabe trugen sie eine leichte Bewaffnung (2x12,7mm sMG in Doppellafette) je auf dem Vorder- und Achterdeck. Mit der Länge = 22,63m, der Verdrängung = 38,4t und zwei 600PS-Dieselmotoren erreichte die TÜMMLER eine Höchstgeschwindigkeit von 21kn. Als Modell im Maßstab 1 : 31 gebaut, erhält man ein 72cm langes Verdrängungsboot mit zwei Propellern, das gute, eigentlich gemütliche Fahreigenschaften hat. Der Bauaufwand für das Modell hält sich ob seiner Größe und Detaillierung in Grenzen. Es ist transportfreundlich, fährt kursstabil, auch rückwärts und ist damit für Wettkampfzwecke in der Klasse F2-A bestens geeignet. Die TÜMMLER war daher in DDR-Zeiten ein beliebtes Modell für Schiffsmodellwettbewerbe. Das hier vorgestellte Modell konnte ich 2010 von Günter Jedwabski erwerben. Das Modell TÜMMLER wird neben anderen Küstenschutzbooten der DDR 2011 in einer Artikelreihe in der Zeitschrift SchiffsModell vorgestellt.

Generalplan TÜMMLER, Quelle: modellbau heute, Heft 3/1989