Vorbildgetreue Fahrmodelle I
Tragflügel-Modell von Hegi
Das Tragflügelmodell von Hegi ist schon recht betagt, es stammt aus den 70-er Jahren. Allein die Tragflügelkonstruktion und deren Funktion ist für den Modellbauer reizvoll. Vor allem weil dieses Prinzip bei den Schiffsmodellen so selten ist, erregt es immer besondere Aufmerksamkeit. Als ich das erste Mal mit dem Modell am Teich erschien, behauptete ein gestandener Modellbauer:"Das schwimt nie auf den Flügeln!" Ich wettete einen Kasten Bier dagegen, auf den ich noch heute warte, denn das Modell kam nach nur 2m Startweg mühelos in die Flugphase. Die Fahrphysik eines Tragflügelmodells ist in vielen Punkten mit der Aerodynamik des Flugmodells (Profil, Anstellwinkel, Einstellwinkeldifferenz, V-Form u.a.) zu erklären. So etwas macht dann eben den Schiffsmodellbau und das Fahren der Modelle so interessant. Angetrieben wird das Hegi-Modell von einem Propeller 40x0,53, einem 540-er Bürstenmotor und einem 7-zelligen NiMH-Akku. An den Bildern kann man unschwer die Konstruktion des vorderen und hinteren Tragflügels mit den genannten physikalischen Parametern erkennen. Das TF-Modell schwimmt bei geringer Gschwindigkeit in der Verdrängungsphase. Bei gesteigerter Antriebsleistung nimmt die Modellgeschwindigkeit zu und es kommt in die Flugphase, fährt dann mit geringerer Motorleistung infolge des verminderten Ströungswiderstandes die hohe Geschwindigkeit weiter. Die Strömung um die Tragflügel bewirkt den Auftrieb für das Modell. Da die Tragflügel des Hegi-Modells ein recht dickes Profil haben, reißt bei zu hoher Geschwindigkeit die Strömung ab, das Modell taucht wieder in die Verdrängungphase ein und wird schlagartig langsamer. Alles nur Physik.
Fischkuttermodell ELKE
Das Modell HF.408.ELKE ist als Graupner-Baukasten ein ähnlicher Modellbauklassiker wie die ADOLPH BERMPOHL. Wie viele Schiffsmodellbauer haben sich in sie verguckt und an ihrem Bau und Betrieb einfach Freude gehabt. Als Modell ist sie 66,6cm lang und nimmt eine Zuladung bis 1kg auf. Das reicht für einen Antrieb mit Bleiakku bei gemütlicher Fahrweise. Der Bleiakku ist dann gleich der Ballast, den das Modell für eine stabile Schwimmlage ohnehin braucht. Die ELKE ist ein Modell mit dem man erste Bau- und auch Fahrerfahrungen sammeln kann. Eigentlich ein gehobenes Einsteiger- oder Jugendmodell für erste Teilnahmen an Schiffsmodellwettbewerben. Wer will, kann das Modell mit einem Dieselgeräuschgenerator ausrüsten und hat dann neben dem optischen Vergnügen noch das akustische eines gemütlich tuckernden Dieselantriebs. Das Modell weist etliche interessante Details auf. Wer sich das Original eines 17m-Kutters ansehen möchte, vor dem Meeresmuseum in Stralsund findet er ihn.
Fischkuttermodell LE PETIT CHARLES
Das Fertigmodell des französischen Krabbenfängers LE PETIT CHARLES ist mit 60cm Länge und 21,5cm Rumpfbreite ein ganz anderer Typ als das Modell ELKE. Auf dem Wasser schwimmt es wie die sprichwörtliche Nussschale und selbst bei Wellengang hat man nie das Gefühl der Unsicherheit. Es ist einfach ein Spaßmodell für ein paar besinnliche Freizeitstunden, auch bei Sonnenuntergang.
Modell des KüMo 760
Das Küstenmotorschiff 760 (KüMo) war eine Entwicklung der Peenewerft Wolgast aus dem Jahr 1960. Das KüMo 760 diente mir als Vorbild für den vorbildgetreuen Nachbau eines Schiffsmodells für die Wettkampfklasse
F2-A. Das Original hatte eine Länge von 59,44m. In dem wenig gebräuchlichen Maßstab 1:70 gebaut, ergab das eine Modelllänge von 86cm. Bei der Rumpfherstellung nahm ich eine Anleihe beim Modell NEPTUN von Graupner, indem die Rumpfschale des Baukastens der NEPTUN als Form für den Rumpf des Modells vom KüMo 760 diente. Der Grund für diesen kleinen Umweg war, dass die NAVIGA-Regeln in der DDR dahingehend ergänzt wurden, in Wettbewerben nur Modelle von fahrenden Schiffen der DDR oder befreundeter Länder zuzulassen. Da meine jüngere Tochter mit dem Modell an Schülerwettbewerben teilnehmen sollte, war diese kleine Bogenfahrt unerlässlich. Das KüMo 760 ist, wie auch die NEPTUN, eine gefällige Konstruktion und hat eigentlich auch gute Fahreigenschaften, nur bei der Rückwärtsfahrt ist sie manchmal eigenwillig.
Der Blick auf das Deck des Modell des KüMo macht deutlich, dass es sich um ein Einsteigermodell handelt. Die Details am Deckshaus mit Brücke und Beibooten sowie am Bordkran sind bewusst einfach gestaltet, um den Arbeitsaufwand in Grenzen zu halten.
Am fahrenden KüMo-Modell erkennt man dann deutlich die Entstehung der Wellen am Rumpf des Modells. Die in diesen Wellen steckende Energie macht einen großen Anteil des Fahrwiderstandes des Modells aus, für den die entsprechende Motorleistung aufgebracht werden muss. Bei der Fahrt des Modells lösen sich die Wellen als Querwellen vom Modell und bilden das typische V-förmige Wellenbild.
ELBELAND - Vorbildähnliches Modell einer Reisemotorjacht
Das Modell der ELBELAND hatte sicher als reales Vorbild eine größere Morjacht oder ein Ausflugsboot für mehrere Personen, wie sie auf den Binnengewässern in den 40-er und 50-er Jahren gefahren wurden. Für das Modell gab es einen Modellbauplan mit Baubeschreibung, das war in den 60-er Jahren schon eine große Hilfe. Das Material kaufte ich nach der Stückliste, Sperrholz und Kiefernleisten. Mit Alleskleber Duosan, der DDR-Variante von UHU, entstand dann ein typisches Anfängermodell. Als Antrieb dienten zwei über ein Getriebe gekoppelte Petrichmotore, die dem Modell eine ausreichende Geschwindigkeit verliehen. Die Antriebsbatterie stellte ich aus gasdichten NiCd-Akkuzellen für Grubenlampen zusammen. Das Modell war für mich in erster Linie Versuchsträger für die selbst gebauten Fernsteuerungen. Bei den Fotoaufnahmen war dann die Tochter immer der Fernsteuerkapitän.
Felix - die Hafenbarkasse
Die FELIX fährt als Barkasse im Hamburger Hafen. Dem kompletten Baukasten mit dem tiefgezogenen Rumpf liegt eine gute Baubeschreibung bei, so dass das Modell auch für Einsteiger geeignet ist. Trotzdem ist das sehenswerte Modell auch für den gestandenen Schiffsmodellbauer mal ein kurzes Bauvergnügen zwischendurch. An zwei Wochenenden ist das Modell fertig und macht beim gemütlichen Fahren auf ruhigen Gewässern richtig Spaß. Für die Ausrüstung der FELIX genügt ein preiswerter 500-er Bürstenmotor mit Fahrtregler bis 20A und ein Fahrakku (6Zellen, 2400mAh NiMH oder 2s, 3000mAh LiPo). Mit der Rumpflänge von 634mm und der Breite von 148mm handelt es sich um ein durchaus transportlfreundliches Modell. Da das Modell im Inneren ausreichend Platz bietet, kann es ohne Probleme mit einem Motorgeräuschgnerator (Diesel) und einer funktionfähigen Beleuchtung ausgestattet werden. Alle technischen Komponenten im Modell sind sehr gut zugänglich.