Seenotrettungsmodelle I

ARKONA - Seenotrettungsschiff der DDR

Die ARKONA bildete neben der baugleichen STOLTERA die Rettungsfloote der DDR. Da die DDR nur einen geringen Bedarf an Rettungsschiffen besaß, verzichtete sie aus Kostengründen auf Eigenentwicklungen und importierte aus Polen den Rettungsschifftyp R17, Typname HALNY. Es handelt sich dabei um ein seetüchtiges Schiff mit geringem Tiefgang, das die gestellten Aufgaben: Rettungseinsätze in der Ostssee, Begleitung von Seesportveranstaltungen und Bergung leichter Sportboote gut erfüllte. Die Firma Graupner nahm die ARKONA als Fertigmodell, Maßstab 1:25, in das Programm auf. Ich hatte das Glück, ein Muster für Testzwecke zu erhalten. Es handelt sich um ein handliches Modell (Länge= 83,8cm) mit GFK-Rumpf, Doppelschraubenantrieb mit 550-er Bürstenmotor und NiMH-Akku. Die vorbildgetreue Ausführung des Modells und der Aufbauten ist bis in die Details von hervorragender Qualität. Daneben besitzt es sehr gute Fahreigenschaften. Mit diesem Modell begann meine spezielle Zuneigung zu den Rettungsschiffmodellen. Der ARKONA gesellten sich bald weitere Rettungsschiffmodelle hinzu und wie könnte es anders sein, es entstand daraus wieder ein Broschüre. Den Modellbauplan für den Schiffstyp HALNY bietet J. Eichardt an(www.ship-model-today.de).

Seitenansicht des SK HALNY, Quelle: modellbau heute, Heft 10/1980

THEODOR HEUSS - erstes Seenotrettungsschiff mit Tochterboot

Bei der THEODOR HEUSS handelt es sich um die erste deutsche Rettungsschiffkonstruktion mit Tochterboot. Das Tochterboot TEDJE wurde benötigt, um in flachen Gewässern Rettungsmaßnahmen durchführen zu können und auf See Rettungsleute zum Havaristen überzusetzen, wenn ein Anlegemanöver nicht möglich ist. Die hier vorgestellte THEODOR HEUSS  ist bereits das zweite Modell gleichen Namens im Graupner-Programm, diesmal als Fertigmodell. Auch hier handelt es sich wieder um ein bis in die Details in hoher Qualität angebotenes Modell. Das Tochterboot TEDJE ist ferngesteuert aussetzbar und und fährt mit eigenem Antrieb.

Rettungskreuzer ADOLPH BERMPOHL mit Tochterboot VEGESACK

Die ADOLPH BERMPOHL gehört zur GEORG BREUSING-Klasse der 26m-Seenotrettungskreuzer. Sie erlangte traurige Brühmtheit durch den Heldenmut ihrer Besatzung mit dem Vormann A. Bermpohl, als bei einem Rettungseinsatz am 27.02.1967 bei stürmischer See vor Helgoland die ganze Besatzung den Seemannstod fand. Dem verunglückten Vormann zu Ehren wurde das Schiff auf seinen Namen getauft. Zu Ehren der anderen verstorbenen Seenotretter erhielten andere neu gebaute Seenotkreuzer ihre Namen. Das Modell der ADOLPH BERMPOHL im Maßstab 1:22 gebaut hat die stattliche Länge von 1,21m. Das Tochterboot ist ferngesteuert aussetzbar und wieder aufnehmbar. Der Seeman würde sagen:Es wird geslipt. Wie bei der THEODOR HEUSS ist dazu die Heckklappe ferngesteuert absenkbar. Das Modell bietet auf Grund seiner Größe die Möglichkeit, noch weitere interessante Funktionen einzubauen. So legendär wie das Vorbild war eigentlich auch der Baukasten, der fast vierzig Jahre im Handel angeboten wurde.

Seenotrettungsboot PAUL DENKER

Die PAUL DENKER  wird wegen ihrer Größe als Rettungsboot eingestuft. In der Reihe der deutschen Seenotrettungseinheiten blieb sie ein Einzelexemplar, denn bei der Erprobung erfüllte das Tochterboot EISWETTE nicht die gestellten Anforderungen. Die EISWETTE wurde nach einigen Jahren gegen ein Schlauchboot ausgetauscht. Am Modell ist die EISWETTE nur als Attrappe dargestellt. Historisch ist das Original insofern bedeutsam, da sie als erste deutsche Seenotrettungseinheit vollständig aus seewasserbeständigem Aluminium hergestellt wurde. Bei allen folgenden Seenotrettungseinheiten wendete man dann diese völlig neue Technologie erfolgreich an. Die PAUL DENKER  hat einen Einschraubenantrieb und ergibt im Maßstab 1:20 mit der Länge 84cm ein recht handliches Modell, das zudem über gute Fahreigenschaften verfügt. Das Fahren mit diesem Modell macht richtig Spaß, auch bei Seegang auf dem Modellteich. Trotz der gefälligen Form und der guten Fahreigenschaften blieb die PAUL DENKER nicht lange im Graupner-Angebot.

Generalplan des Modells PAUL DENKER, Quelle: Bauplanbeilage zum Baukasten, Graupner

HANS INGWERSEN - Modell des 9,5/10,1m-Seenotrettungsbootes

HANS INGWERSEN im Maßstab 1:20

Die Seenotrettungsboote der 9,5/10,1m-Klasse wurden 1999 in Dienst gestellt. Die Doppelbezeichnung der Klasse entstand dadurch, dass bei fünf Booten der ursprünglichen Größe 9,5m zwei weitere Spanten eingefügt wurden und so die Rumpflänge von 10,1m entstand. Der vergrößerte Rumpf bot im Inneren vor allem mehr Platz. Markantes Merkmal des Bootstyps ist die Bergepforte im Heckbereich auf der Steuerbordseite und der breite umlaufende Gummiwulst, der bei Anlagemanövern Schäden verhindern soll. Die Fa. Graupner hat von diesem Schiffstyp einen Baukasten im Programm, aus dem man ein vorbildgetreues Modell mit guten Fahrleistungen aufbauen kann. Da sich bei der Modellgröße der Bauaufwand in Grenzen hält, liegt der Fahrspaß in nicht allzu großer Ferne. In meiner Flotte der Seenotrettungseinheiten durfte ein Modell dieser Klasse nicht fehlen.

GILLIS GULLBRANSSON/HANS INGWERSEN, Seitensicht aus Bauplanbeilage, Graupner Baukasten

Tochterboot JOHANN FIDI

JOHANN FIDI aus Graupner-Baukasten

Die JOHANN FIDI ist das Tochterboot des Seenotkreuzers BERNHAD GRUBEN. Von dem Modell der JOHANN FIDI wird von der Fa. Graupner ein separater Baukasten angeboten, der sich gut als Einstieg in den Schiffsmodellbau eignet. Der Aufwand bei Anschaffung und Bau ist gering und der Fahrspaß gesichert. Beim Bau dieses Modells kann man dann auch schon abschätzen, ob die Ausdauer und das handwerkliche Geschick für größere Projekte vorhanden ist. Die B. GRUBEN kam erst wesentlich später in den Handel, so dass sie noch nicht zu meiner Flotte von Rettungsmodellen gehört.

Boddenboot HECHT

Die als 7m-Boddenboote bezeichneten Rettungseinheiten sind speziell für die Bedingungen der Ostsee mit ihren flachen Küstengewässern gebaut. Das Boddenboot besteht aus seewasserbeständigem Aluminium und verfügt über einen starken Jetantrieb. Es kann in Wassertiefen bis 0,5m operieren und mit dem Jetantrieb sogar unbeschadet bis auf den Strand fahren. Die Luftkästen im Heckbereich des Bootes bewirken, dass es sich bei Kenterungen selbst aufrichtet. Die Mannschaft sollte dann allerdings auf ihren Sitzen gut angeschnallt sein. Im Maßstab 1:10 gebaut erhält man ein 70cm großes Modell, das auf dem Wasser durch sicheres und schnelles Fahren begeistert.

Seitenansicht des Modells HECHT mit Jetantrieb, Auszug aus Bauplanbeilage zum Baukasten der Fa. Graupner

Der größte Seenotkreuzer der DGzRS, die HERMANN MARWEDE

HERMANN MARWEDE im Maßstab 1:72

Die HERMANN MARWEDE ist mit 46m Länge und 404t Verdrängung die größte im Dienst der DGzRS stehende Einheit. Sie ist auf Helgoland im 24-Stundendienst stationiert und kann im Notfall mehr als 400 Schiffbrüchige aufnehmen. Zur Stammbesatzung gehören 15 Nautiker und Techniker. Im Vergleich zu den anderen vorgestellten Modellen fällt an der HERMANN MARWEDE die Hubschrauber-Arbeitsplattform am Heck und das doppelte Querstrahlruder im Bugbereich auf. Ferner verfügt sie über ein Tochterboot der 9,5m-Klasse, ähnlich der HANS INGWERSEN, ein schnelles Festrumpfschlauchboot und über Bergepforten im Heckspiegel dicht über der Schwimmwasserlinie. Zur Innenausrüstung gehören neben modernsten Navigations- und Kommunikationsanlagen auch ein komplettes Bordhospital und diverse Notfallausrüstungen. Das Modell auf dem Bild ist ein Plastmodell im Maßstab 1:72. Bei der Länge von 63,5cm reizte es mich natürlich, das Modell mit Antrieb und Fernsteuerung zu einem Fahrmodell zu machen. Dass es als Fahrmodell auch eine gute Figur abgibt, lassen die Fahrbilder erkennen. Da die Aufbauten des Modells sehr detailliert, wegen der geringen Abmessungen jedoch auch sehr filigran sind, muss man das Modell wie das sprichwörtliche "rohe Ei" behandeln. Nach jeder Fahrt auf dem Modellgewässer ist mit Sicherheit ein Teil abgebrochen. Mit Polystryrolkleber sind die Schäden jedoch meist schnell behoben.

ARKONA vom Typ 1380

Den Seenotrettungskreuzer entdeckte ich als Modell in den 70-er Jahren auf der Leipziger Frühjahrsmesse. Es wurde dort als Typ 1380 mit dem künftigen Namen ARKONA ausgestellt. Die Seenotschiffe der DDR liefen alle unter den Namen ARKONA oder STOLTERA. Diese Namen erhielten dann immer nachfolgende Schiffe, wenn der Vorgänger außer Dienst gestellt wurde. Das ausgestellte Modell war von der Yachtwerft Berlin entworfen und vor allem zur Werbung für den Export gedacht. Da der Bedarf der DDR an diesem Schiffstyp zu klein war (2 Stück) und das Interesse der Exportkunden offensicht auch kein Geschäft versprach, blieb es bei dem Messemodell. Mir gefiel der Typ 1380 ausnehmend gut. Ich fotografierte ihn von allen Seiten und ließ mir von der Werft den Generalplan mit Spantenriss schicken und für den Nachbau und Veröffentlichungen freigeben. Der Typ 1380 ähnelt in vilen Merkmalen den Etnwürfen der DGzRS-Schiffe aus dieser Zeit. Es handelt sich um ein schlankes sehr seetüchtiges Schiff, mit zwei Maschinen (Sicherheitsfaktor), einem Waldeck und Heckaufschleppe mit Beiboot. Der Bau des Modells musste Jahre warten, ehe sich mein Modellbaufreund H. Keil aus Erfurt an dieses Projekt machte.